Langzeitstudie Überwinterung: Quartiertreue von Fransen- und Wasserfledermaus

In den gemäßigten Zonen sind viele Fledermausarten während der Paarungszeit im Herbst auf unterirdische Quartiere angewiesen, die sie auch zur Überwinterung nutzen. Die vom Menschen verursachte oder natürliche Veränderung oder Zerstörung eines Winterquartiers kann Fledermäuse ernsthaft bedrohen, vor allem wenn sie keine geeigneten Alternativen kennen.

Die Häufigkeit, mit der Fledermäuse andere Winterquartiere aufsuchen oder zwischen ihnen hin und her wechseln, ist kaum bekannt. Untersucht wurde die Standorttreue von zwei europäischen Fledermausarten, der Wasserfledermaus (Myotis daubentonii) und der Fransenfledermaus (Myotis nattereri), die zwar gemeinsame Winterquartiere haben, sich aber in ihrer Winterschlafphänologie und ihrem Paarungsverhalten unterscheiden.

Die Aktivität von mehr als 2.500 mit RFID-Transpondern versehenen Individuen wurde mit automatischen Aufzeichnungssystemen an den Eingängen von drei Winterquartieren über acht volle Jahre hinweg erfasst. Beide Fledermausarten waren sehr standorttreu, nur 1,6 % der Wasserfledermäuse und 4,1 % der Fransenfledermäuse wechselten im Laufe ihres Lebens die untersuchten Quartiere. Junge Fledermäuse zogen häufiger um als ausgewachsene Tiere, und entgegen unseren Erwartungen zogen bei den Fransenfledermäusen mehr Weibchen als Männchen zwischen den Winterquartieren um.

Die Quartierwechsel fanden fast immer während der Paarungszeit im Herbst statt, und zwar häufiger zwischen benachbarten Winterquartieren als zwischen weit entfernten Standorten. Es wurde festgestellt, dass die Individuen selten mehr als einen der drei Eingänge eines Ortes aufsuchten, obwohl sie sich in unmittelbarer Nähe befanden.

Insgesamt deuten die Ergebnisse darauf hin, dass einige junge Fledermäuse zwar mehrere Quartiere aufsuchen, sich aber als ausgewachsene Tiere nur selten in andere Winterquartiere begeben. Infolgedessen kennen die meisten Individuen entweder keine Alternativquartiere oder aktualisieren diese Informationen nicht regelmäßig.

Es wird festgestellt, dass die Schaffung neuer unterirdischer Objekte als Ausgleichsmaßnahme nicht als unmittelbare Ersatz für den Verlust eines bestehenden Überwinterungsquartiers dienen kann. Stattdessen sollte die vorausschauende Bestandsaufnahme und der Schutz bestehender Überwinterungsquartiere Vorrang haben.

 

Quelle:

F. Meier, L. Grosche, G. Krivek, V. Runkel, A. Scheuerlein, G. Kerth, J. van Schaik
Automated long-term monitoring of RFID-tagged individuals reveals high hibernaculum site fidelity in Daubenton’s bats and Natterer’s bats

First published: 13 October 2024
Link zur Original-Studie: https://doi.org/10.1111/acv.12992

 

 

Winterschlaf von Fransen- und Wasserfledermäusen: Individualisiertes Langzeit-Monitoring

Individualisiertes Langzeit-Monitoring von sympatrischen Fledermausarten zeigt deutliche art-, geschlechts- und altersspezifische Unterschiede in der Phänologie des Winterschlafs

Hintergrund

Der Winterschlaf ermöglicht es den Arten, Energie zu sparen und so ungünstige Umweltbedingungen zu überbrücken. Gleichzeitig ist der Winterschlaf aber auch mit erheblichen ökologischen und physiologischen Kosten verbunden. Wenn man versteht, wie sich der Zeitpunkt des Winterschlafs innerhalb einer Art und zwischen verschiedenen Arten unterscheidet, kann man Einblicke in die zugrunde liegenden Faktoren für diesen Zielkonflikt gewinnen. Dazu sind jedoch individuelle Langzeitdaten erforderlich, die oft nicht verfügbar sind. Hier haben wir automatische Überwachungstechniken und eine reproduzierbare Analysepipeline eingesetzt, um die individuelle Winterschlafphänologie zweier sympatrischer Fledermausarten zu bewerten. Unsere Studie basiert auf den Daten von mehr als 1.100 mit RFID-Transpondern versehenen Wasserfledermäusen (Myotis daubentonii) und Fransenfledermäusen (Myotis nattereri), die über einen Zeitraum von sieben Jahren in einem Winterquartier in Deutschland gesammelt wurden. Mithilfe linearer gemischter Modelle analysierten wir art-, geschlechts- und altersspezifische Unterschiede in Bezug auf Einflug, Ausflug und die Dauer des längsten ununterbrochenen Aufenthalts im Winterquartier.

Ergebnisse

Insgesamt flogen Wasserledermäuse früher in das Winterquartier ein und kamen später heraus als Fransenledermäuse, was zu einer fast doppelt so langen Überwinterungsdauer führte. Bei beiden Arten flogen die erwachsenen Weibchen früher ein und kamen später aus dem Winterquartier heraus als die erwachsenen Männchen. Die Dauer des Winterschlafs war bei Jungtieren kürzer als bei erwachsenen Tieren, mit Ausnahme der erwachsenen männlichen Fransenfledermäuse, deren Winterschlafdauer von allen Arten am kürzesten war. Schließlich unterschieden sich die Überwinterungszeiten von Jahr zu Jahr, aber die jährlichen Schwankungen bei den Einflug- und Ausflugzeiten waren bei beiden Arten nicht gleich stark ausgeprägt.

Schlussfolgerungen

Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass selbst bei sympatrischen Arten und über alle Geschlechts- und Altersklassen hinweg der Zeitpunkt des Winterschlafs durch die Umweltbedingungen unterschiedlich beeinflusst werden kann. Dies unterstreicht die Notwendigkeit, bei der Untersuchung der Auswirkungen von Umweltveränderungen auf die Phänologie der Überwinterung individuelle Informationen zu berücksichtigen.

 

Published: 28 January 2022
Meier, F., Grosche, L., Reusch, C. et al. Long-term individualized monitoring of sympatric bat species reveals distinct species- and demographic differences in hibernation phenology. BMC Ecol Evo 22, 7 (2022).
Download: https://doi.org/10.1186/s12862-022-01962-6

 

Optimierung kleiner Quartiere im Stadtgebiet von Münster

Im Rahmen des Projektes Fledermausschutz haben die Mitarbeiter der NABU-Naturschutzstation Münsterland in den letzten vier Jahren im Stadtgebiet von Münster 15 alte Bunker zur Überwinterung von Fledermäusen hergerichtet. Dabei sind die Bunker von allerlei Müll gereinigt und mit einer soliden Türe verschlossen worden.

Um den Ansprüchen der Fledermäuse gerecht zu werden, sind zahlreiche Verstecke in Form von Fledermauskästen und Einbausteinen aus Holzbeton, Hohlblocksteine und Bohrlöcher mit einem Durchmesser von 38 mm und einer Tiefe von 10 cm angebracht worden.

Von den optimierten Bunkern sind nun im Winter 2003 bereits 9 von den Tieren bezogen worden. Mit den bereits vorhandenen zwei besetzten Quartieren haben in diesem Winter insgesamt bis zu 47 Fledermäuse (überwiegend Braune Langohren, aber auch bis zu 7 Fransenfledermäuse) im Stadtgebiet überwintert. Einige Objekte wurden bereits im ersten Jahr nach der Herrichtung genutzt.

Dies zeigt, dass auch die Optimierung derart kleiner Quartiere sehr viel zum Schutz der Tiere beitragen kann.

Carsten Trappmann

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