Erhöhte Jagdaktivität von Fledermäusen an verschmutzten Bächen
Bäche und ihre Uferbereiche sind wichtige Lebensräume und Nahrungsgebiete für Fledermäuse, die sich von Wasserinsekten ernähren. Es ist erwiesen, dass chemische Schadstoffe, die aus landwirtschaftlichen Flächen und Abwässern in Süßwasserflüsse gelangen, das Vorkommen von Wasserinsekten verändern, doch ist wenig darüber bekannt, wie sich dies auf insektenfressende Fledermäuse in Uferbereichen auswirkt.
In dieser Studie untersuchen wir die Beziehungen zwischen dem Vorhandensein von Abwasser, der Toxizität von Pestiziden im Fluss, der Anzahl der Wasserinsekten und der Aktivität und dem Jagdverhalten von Fledermäusen an 14 Bächen im Südwesten Deutschlands.
Die Fließgewässer befanden sich in Auwäldern, die vor der direkten Belastung durch Schadstoffe aus landwirtschaftlichen und städtischen Gebieten geschützt waren. Wir konzentrierten uns auf drei Fledermausarten, die mit Auwäldern assoziiert sind: Myotis daubentonii, M. cf. brandtii und Pipistrellus pipistrellus. Wir stellten fest, dass Bäche mit höherer Pestizidtoxizität und häufigerem Auftreten von Abwässern tendenziell auch wärmer sind und höhere Nährstoff- und niedrigere Sauerstoffkonzentrationen aufweisen.
Wir konnten keine Verringerung des Insektenaufkommens, der Fledermausaktivität oder der Jagdrate in Verbindung mit der Pestizidtoxizität und den Abwasserfunden feststellen. Stattdessen waren die Aktivität und die Jagdrate von Myotis spp. an stärker verschmutzten Standorten höher. Die beobachtete Zunahme der Fledermausjagd an stärker verschmutzten Bächen deutet darauf hin, dass die Fledermäuse nicht durch eine geringere Verfügbarkeit von Beutetieren, sondern durch eine chemische Verschmutzung in den in der vorliegenden Studie gemessenen Konzentrationen den Schadstoffen ausgesetzt sein könnten, die durch Wasserinsekten aus dem Bach transportiert werden.
- Die Wasserqualität kann sich negativ auf insektenfressende Fledermäuse auswirken, die in Uferzonen jagen.
- Wir haben 77 Pestizide und 4 Abwasserindikatoren in 14 bewaldeten Bächen gemessen.
- Die Abundanz der auftauchenden Insektenbeute wurde durch die Verschmutzung der Bäche nicht verringert.
- Die Jagdrate und Aktivität von Myotis-Fledermäusen war an stärker verschmutzten Bächen am höchsten.
- Fledermäuse können durch den Verzehr verunreinigter Beutetiere den Schadstoffen der Bäche ausgesetzt sein.
Quelle:
Maike Huszarik, Alexis P. Roodt, Teagan Wernicke, Fernanda Chávez, Annika Metz, Moritz Link, Eva Lima-Fernandes, Ralf Schulz, Martin H. Entling,
„Increased bat hunting at polluted streams suggests chemical exposure rather than prey shortage“
Science of The Total Environment, Volume 905,2023,167080, ISSN 0048-9697,
https://doi.org/10.1016/j.scitotenv.2023.167080