Radler brauchen Licht, Fledermäuse die Dunkelheit
Ist ein adaptives Beleuchtungskonzept für Fahrradwege die Lösung?
egionale Fahrradwege außerhalb größerer Siedlungen gewinnen für eine umweltschonende Mobilität immer stärker an Bedeutung. Die Beleuchtung der Radwege bei Nacht erhöht die Sicherheit der Radfahrenden, stört jedoch zugleich geschützte Fledermausarten. Ein neues, im Rahmen der Innovationsinitiative mFUND durch das Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) gefördertes Projekt sucht nach Lösungen: Wissenschaftler:innen des Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung (Leibniz-IZW) und des Leibniz-Instituts für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) untersuchen in Kooperation mit der Stadt Münster, ob ein dynamisches Beleuchtungskonzept, welches nur bei Anwesenheit von Radfahrenden die Wege beleuchtet, den negativen Einfluss auf Fledermäuse reduzieren kann.
Außerhalb des Siedlungsbereichs führen Radwege oftmals durch Gebiete, die bei Nacht unbeleuchtet sind, unter anderem weil künstliches Licht an derartigen Standorten Tiere in ihrem natürlichen Lebensraum stört. Da eine Beleuchtung jedoch die Fahrsicherheit deutlich erhöht, braucht es alternative Beleuchtungskonzepte, die sich bedarfsabhängig nur für die Dauer der Anwesenheit von Radfahrenden anschalten. Es ist bislang unbekannt, wie sich derartige adaptive, dynamische Beleuchtungskonzepte auf geschützte Tiere wie Fledermäuse auswirken – im Vergleich mit einem unbeleuchteten und mit einem dauerhaft beleuchteten Fahrradweg.
„Fledermäuse reagieren sensibel auf künstliche Beleuchtung, dies ist vor allem in städtischen Kontexten vielfach nachgewiesen worden“, sagt Projektleiter PD Dr. Christian Voigt, Leiter der Abteilung Evolutionäre Ökologie am Leibniz-IZW. „Zugleich sind Fledermäuse nach nationalem, EU- und UN-Recht streng geschützt, beispielsweise durch §7 des Bundesnaturschutzgesetzes, durch die EU Fauna-Flora-Habitat Richtlinie 92/43/EWG und die UN-Konvention zum Schutz migrierender Arten. Es besteht daher die Pflicht, Lebensräume von Fledermäusen zu schützen und für eine positive Bestandsentwicklung zu sorgen.“ Im neuen Projekt „Entwicklung eines FLEdermausfreundlichen adaptiven BEleuchtungskonzepts für FAhrradwege“ (FLEBEFA) soll bei der Etablierung eines kontextabhängigen Lichtmanagements entlang eines regionalen Fahrradwegs am Dortmund-Ems-Kanals erforscht werden, welchen Einfluss die künstliche Beleuchtung auf geschützte Fledermäuse hat. Dabei untersuchen Voigt und sein Team über ein akustisches Monitoring sowie über Bewegungsanalysen das Antwortverhalten der Fledermäuse auf das An- und Abschalten der LED-Beleuchtung.
„Ein bedarfsabhängiges Lichtmanagement bietet gegenüber den konventionellen Systemen den Vorteil, dass eine Störung nachtaktiver Tiere hoffentlich minimiert und gleichzeitig Energie eingespart wird“, sagt Voigt. „Es ist jedoch unbekannt, wie Fledermäuse auf ein adaptives Lichtmanagement reagieren.“ Die Ergebnisse des FLEBEFA-Projekts sollen dies ändern: Die Auswertung der akustischen Aktivität sowie der Bewegungsmuster soll das Antwortverhalten der lokalen Fledermausarten auf die adaptive Beleuchtung beschreiben. Es soll der zeitliche Bezug des Antwortverhaltens auf das An- und Abschaltereignis erfasst werden, um hierüber die Anschaltung aus Sicht des Fledermausschutzes unter Berücksichtigung der Sicherheitsaspekte für Radfahrende zu optimieren. Das Modellprojekt einer fledermausfreundlichen adaptiven Beleuchtung soll es ermöglichen, an anderen Standorten ein ähnliches Lichtmanagement zu etablieren. Das Projekt FLEBEFA startete im Mai 2022 und wird über eine Laufzeit von 11 Monaten vom BMDV gefördert.
Über das Förderprogramm mFUND des BMDV
Im Rahmen des Förderprogramms mFUND unterstützt das BMDV seit 2016 Forschungs- und Entwicklungsprojekte rund um datenbasierte digitale Innovationen für die Mobilität 4.0. Die Projektförderung wird durch eine aktive fachliche Vernetzung zwischen Akteuren aus Politik, Wirtschaft, Verwaltung und Forschung ergänzt. Auf dem Portal mCLOUD werden öffentlich verfügbare Daten bereitgestellt.
Weitere Informationen gibt es unter www.mfund.de.