Rote Liste der Säugetiere 2020
Bonn, 08. Oktober 2020: Der Zustand vieler Säugetiere in Deutschland hat sich in den vergangenen zehn bis 15 Jahren verschlechtert. Verbesserungen sind dagegen für Arten zu verzeichnen, die von gezielten Natur- und Umweltschutzmaßnahmen profitieren. Knapp ein Drittel der Säugetiere in Deutschland ist in seinem Bestand gefährdet. Das sind Ergebnisse der aktuellen Roten Liste der Säugetiere, die das Bundesamt für Naturschutz (BfN) heute gemeinsam mit dem Rote-Liste-Zentrum (RLZ) vorgestellt hat. Für insgesamt 97 in Deutschland einheimische Säugetiere hatten die Autorinnen und Autoren der nun vorliegenden, nach gut zehn Jahren grundlegend aktualisierten Roten Liste die Bestandssituation und das Ausmaß der Gefährdung ermittelt.
„Die aktuelle Rote Liste belegt, dass insgesamt 30 Arten und Unterarten und damit 31 Prozent der bewerteten Säugetiere Deutschlands bestandsgefährdet sind, sie also in eine der vier Kategorien – Vom Aussterben bedroht, Stark gefährdet, Gefährdet oder Gefährdung unbekannten Ausmaßes – eingestuft sind“, sagt BfN-Präsidentin Prof. Dr. Beate Jessel. „Zu den bestandsgefährdeten Arten zählen Arten des Offenlandes wie der Feldhase, der Meere wie der Schweinswal oder der Wälder wie die Bechsteinfledermaus. Ihre Vorkommen gehen zurück, weil die menschliche Nutzung ihrer Lebensräume weiter zunimmt“, so die BfN-Präsidentin. „Die Auswirkungen unserer Nutzungen sind es auch, die dazu geführt haben, dass das Graue Langohr als Fledermaus, der Luchs und der Zwergwal jetzt als vom Aussterben bedroht eingestuft sind.“
Die Gesamtbilanz für die in der Roten Liste bewerteten 97 Säugetiere zeigt unter anderem für mehr als die Hälfte der Arten und Unterarten einen negativen Bestandstrend in den vergangenen 150 Jahren. Zugleich wurden 41 Prozent der Säugetiere aufgrund ihrer aktuellen Häufigkeit und räumlich begrenzten Vorkommen als selten bis extrem selten eingestuft. Dazu zählen Arten, die von Natur aus selten sind wie der Steinbock, aber auch Arten mit aktuell abnehmenden Beständen wie der Iltis.
Die neue Rote Liste der Säugetiere Deutschlands können Sie hier herunterladen:
https://www.rote-liste-zentrum.de/
Zusammenfassung Fledermäuse
Hier finden Sie eine Zusammenfassung der Fledermäuse im Vergleich zur Roten Liste aus dem Jahr 2009 und dem Status in NRW mit den Kommentaren zur neuen Roten Liste. Mit einem Klick auf den Artnamen in der Tabelle können Sie direkt zu der jeweiligen Art springen.
Bestandssituation | Art |
---|---|
ausgestorben oder verschollen | Langflügelfledermaus |
extrem selten | Große Hufeisennase Alpenfledermaus |
sehr selten | Kleine Hufeisennase Graues Langohr Mopsfledermaus Nymphenfledermaus Teichfledermaus Wimperfledermaus |
selten | Bechsteinfledermaus Kleinabendsegler Nordfledermaus Weißrandfledermaus |
mäßig häufig | Fransenfledermaus Braunes Langohr Breitflügelfledermaus Große Bartfledermaus Kleine Bartfledermaus Großer Abendsegler Mückenfledermaus |
häufig | Großes Mausohr Wasserfledermaus Rauhautfledermaus |
sehr häufig | Zwergfledermaus |
unbekannt | Zweifarbfledermaus |
Alpenfledermaus (Hypsugo savii (Bonaparte, 1837))
Rote Liste 2020 D: Extrem selten (R)
Rote Liste 2009 D: Daten unzureichend (D)
Rote Liste NRW: Nicht etabliert (–)
Aktuell im Bestand extrem selten, im kurzfristigen Trend deutliche Zunahme, langfristig Daten ungenügend
Bemerkungen
Die Art galt bis 2006 als verschollen, seit 2007 existieren Nachweise in Bayern außerhalb des Alpenraumes. Die Alpenfledermaus ist also vermutlich in jüngster Zeit wieder nach Bayern zurückgekehrt (Rudolph & Boye 2017). Ein bereits 2017 nach Detektor-Aufnahmen vermutetes Vorkommen in Leipzig (Sachsen) konnte 2019 durch den Fang von vier trächtigen bzw. besäugten Weibchen bestätigt werden (Woiton et al. 2019). Auch aus Schleswig-Holstein liegen erste bioakustische und fotografische Nachweise der Art vor (Siemers et al. 2019).
Bechsteinfledermaus (Myotis bechsteinii (Kuhl, 1817))
Rote Liste 2020 D: Stark gefährdet (2)
Rote Liste 2009 D: Stark gefährdet (2)
Rote Liste NRW: Stark gefährdet (2)
Aktuell im Bestand selten, im kurzfristigen Trend stabil, langfristig starker Rückgang
Risiko: Verstärkte direkte Einwirkungen. Verstärkte indirekte Einwirkungen.
Bemerkungen
Die Bechsteinfledermaus ist ähnlich wie die Nymphenfledermaus (Myotis alcathoe) besonders stark auf alte, an Baumhöhlen reiche Laubwaldbestände angewiesen (Urwaldfledermaus). Sie ist daher in besonderem Maße von der forstlichen Nutzung alter Waldbestände betroffen. Waldbestände mit einem Alter über 130 Jahre machen einen nur geringen Anteil an der gesamten Forstfläche der Bundesrepublik aus. Sie sind für den Schutz der Bechsteinfledermaus von besonderer Bedeutung und daher unbedingt zu erhalten bzw. durch Nutzungsverzicht langfristig zu fördern (Dietz & Krannich 2019).
Durch verbesserten Kenntnisstand und neue Erfassungsmethoden sind in den letzten Jahren weitere Kolonien der Art aufgefunden worden (z. B. Dietz & Krannich 2019, Meinig et al. 2019). Das bedeutet jedoch nicht, dass sich der reale Bestand vergrößert hat. Es sind zugleich Verluste durch Holzeinschlag zu befürchten, wenn ein Vorkommen der Art zuvor nicht bekannt war. Die Einschätzung eines „schlechten Erhaltungszustandes mit positiver Tendenz“, wie sie zur Zeit (Stand April 2019) in Nordrhein-Westfalen besteht (LANUV 2018), ist deshalb nicht nachvollziehbar.
Die Vorkommen der Bechsteinfledermaus sind nahezu vollständig auf Europa beschränkt, ca. ¼ des bekannten Weltbestandes lebt in Deutschland (Dietz & Krannich 2019).
Braunes Langohr (Plecotus auritus (Linné, 1758))
Rote Liste 2020 D: Gefährdet (3)
Rote Liste 2009 D: Vorwarnliste (V)
Rote Liste NRW: Gefährdung unbekannten Ausmaßes (G)
Aktuell im Bestand mäßig häufig, im kurzfristigen Trend stabil, langfristig starker Rückgang
Risiko: Verstärkte indirekte Einwirkungen.
Bemerkungen
Gefährdung von in Gebäuden siedelnden Populationen durch das Abdichten von Dachstühlen im Rahmen thermischer Sanierungen und durch zunehmende Beleuchtung von Kirchen und anderen historischen Gebäuden (vgl. Voigt et al. 2018).
Breitflügelfledermaus (Eptesicus serotinus (Schreber, 1774))
Rote Liste 2020 D: Gefährdet (3)
Rote Liste 2009 D: Gefährdung unbekannten Ausmaßes (G)
Rote Liste NRW: Stark gefährdet (2)
Aktuell im Bestand mäßig häufig, im kurzfristigen Trend starke Abnahme, langfristig mäßiger Rückgang
Risiko: Bindung an stärker abnehmende Arten. Verstärkte indirekte Einwirkungen.
Bemerkungen
Die Art dürfte durch starke Abnahme der Insektenbiomasse (Hallmann et al. 2017) in Offenlandhabitaten besonders stark betroffen sein, ähnlich wie dies für insektivore Vögel in den Niederlanden (Hallmann et al. 2014) nachgewiesen ist. Ursache hierfür ist vermutlich der allgemeine Einsatz von Bioziden (insbesondere Neonicotinoiden). Zur Verknappung des Nahrungsangebots trägt auch die zurückgehende Weideviehhaltung bei. Über intensiv gedüngten und häufig geschnittenen Silagewiesen fliegen keine Insekten, die als Nahrung genutzt werden könnten (vgl. Kurtze 2012). Darüber hinaus ist über beweideten Flächen das Nahrungsangebot stark zurückgegangen, weil die Weidetiere prophylaktisch mit so hohen Medikamentendosen (insbesondere Avermectine zur Entwurmung, z. B. Suarez et al. 2003) behandelt werden, dass sich in ihrem Kot keine Insekten mehr entwickeln können (vgl. auch Kervyn & Libois 2008, Schoof & Luick 2019). Die thermische Sanierung von Gebäuden führt zum Verlust von Quartieren. Diese Gefährdungsursache wird z. B. in Nordrhein-Westfalen zukünftig noch mehr an Bedeutung gewinnen, nachdem Abrisse von vielen Gebäuden und Anlagen nur noch anzeige- und nicht mehr genehmigungspflichtig sind (vgl. BauModG NRW 2018).
Fransenfledermaus (Myotis nattereri nattereri (Kuhl, 1817))
Rote Liste 2020 D: Ungefährdet (*)
Rote Liste 2009 D: Ungefährdet (*)
Rote Liste NRW: Ungefährdet (*)
Aktuell im Bestand mäßig häufig, im kurzfristigen Trend deutliche Zunahme, langfristig mäßiger Rückgang
Bemerkungen
Bei der Fransenfledermaus sind von der ursprünglich angenommenen weiten Verbreitung der Nominatform alle Anteile der Iberischen Halbinsel, Südfrankreichs, der Südalpen, der Apennin-Halbinsel, Sloweniens, Westkroatiens, Südwestungarns, Zentral- und Ostanatoliens, Nordafrikas, des Nahen Ostens, des Kaukasus, der Ukraine östlich der Krim und aller noch weiter östlich gelegenen Regionen weggefallen, da es sich dort um andere Taxa handelt (Çoraman et al. 2018). Damit ist M. nattereri s. str. rein west-, mittel- und osteuropäisch verbreitet. Die südlichen Fransenfledermäuse (Südalpen bis Südfrankreich, Apennin, Iberische Halbinsel) wurden als Myotis crypticus abgetrennt (Juste et al. 2018). Da die Populationen auf dem Balkan klein sind, dürften Deutschland, Frankreich und die Britischen Inseln die größten Populationsanteile besitzen. Ein Anteil von > 1/10 des weltweiten Anteils in Deutschland erscheint realistisch (C. Dietz, schriftl. Mitt.).
Graues Langohr (Plecotus austriacus (J. Fischer, 1829))
Rote Liste 2020 D: Vom Aussterben bedroht (1)
Rote Liste 2009 D: Stark gefährdet (2)
Rote Liste NRW: Vom Aussterben bedroht (1)
Aktuell im Bestand sehr selten, im kurzfristigen Trend starke Abnahme, langfristig starker Rückgang
Risiko: Verstärkte indirekte Einwirkungen. Verstärkte direkte Einwirkungen.
Bemerkungen
Verlust von Quartieren durch thermische Gebäudesanierungen. Verringerung der Nahrungsgrundlage durch Rückgang von Insekten, Verlust von Obstgärten und weniger offene Viehhaltung. Indirekte Verschlechterung der Quartiersituation durch zunehmende Beleuchtung von Kirchen und anderen historischen Gebäuden (vgl. Voigt et al. 2018).
Das Graue Langohr weist eine rein europäische Verbreitung auf. Nach Norden hin leben nur sehr individuenarme Populationen. Im Süden fehlt die Art in den Hochlagen (dort Plecotus macrobullaris und/oder P. auritus). Ebenso fehlt die Art an der Adriaküste (dort P. kolombatovici). Auf der Iberischen Halbinsel kommt sie nur in geringer Dichte vor (dort vorwiegend P. begognae), sie fehlt in weiten Bereichen im Osten (dort vertreten von P. macrobullaris). Damit lebte zumindest in jüngster Vergangenheit in Deutschland ein hoher Populationsanteil. Aufgrund der starken Abnahme reduziet sich dieser, beträgt aber immer noch 10 % des Weltbestands (C. Dietz, schriftl. Mitt.). Aktuell kommt wohl in Frankreich der größte Populationsanteil vor.
Große Bartfledermaus (Myotis brandtii (Eversmann, 1845))
Rote Liste 2020 D: Ungefährdet (*)
Rote Liste 2009 D: Vorwarnliste (V)
Rote Liste NRW: Stark gefährdet (2)
Aktuell im Bestand mäßig häufig, im kurzfristigen Trend deutliche Zunahme, langfristig mäßiger Rückgang
Bemerkungen
Als deutscher Name wird auch „Brandt-Fledermaus“ oder „Brandts Fledermaus“ benutzt.
Arealausweitung und Zunahme in Winterquartieren.
Große Hufeisennase (Rhinolophus ferrumequinum (Schreber, 1774))
Rote Liste 2020 D: Vom Aussterben bedroht (1)
Rote Liste 2009 D: Vom Aussterben bedroht (1)
Rote Liste NRW: Vom Aussterben bedroht (1)
Aktuell im Bestand extrem selten, im kurzfristigen Trend stabil, langfristig sehr starker Rückgang
Risiko: Fragmentierung/Isolation. Verstärkte direkte Einwirkungen.
Bemerkungen
Eine geringfügige Ausdehnung des durch die bayerische Kolonie (der einzigen in Deutschland bekannten Wochenstubengesellschaft!) genutzten Areals konnte festgestellt werden. Es gelang auch der Nachweis mindestens eines neuen Tagesquartiers. Im Jahr 2017 wurden 184 adulte Individuen und 70 Jungtiere gezählt. Die besondere Anfälligkeit eines einzigen Vorkommens einer Art – auch wenn dieses intensivst betreut wird – zeigte sich im Sommer und Herbst 2017, als sich Sperber (Accipiter nisus) darauf spezialisiert hatten, Große Hufeisennasen beim Verlassen oder Anfliegen des Quartiers zu erbeuten. Sie dezimierten die Population um ca. 40 Individuen (R. Leitl, schriftl. Mitt.). Eine weitere intensive Betreuung des Quartiers und weitere Managementmaßnahmen im Umfeld (Verbesserung der Quartiersituation in der Umgebung, Waldweide durch lokale Rinderrassen, in deren Dung sich Insekten als Nahrung für die Große Hufeisennase entwickeln können) sind unbedingt langfristig zu sichern, um der Art eine Ausbreitung und damit eine dauerhafte Bestandssicherung in Deutschland zu ermöglichen. Im Saarland fand 2017 wieder die Geburt eines Tieres statt, die Aufzucht erfolgte dann aber in einer bekannten Kolonie in Luxemburg (C. Harbusch, mündl. Mitt.).
Großer Abendsegler (Nyctalus noctula noctula (Schreber, 1774))
Rote Liste 2020 D: Vorwarnliste (V)
Rote Liste 2009 D: Vorwarnliste (V)
Rote Liste NRW: Extrem selten (R)
Aktuell im Bestand mäßig häufig, im kurzfristigen Trend mäßige Abnahme, langfristig mäßiger Rückgang
Risiko: Verstärkte direkte Einwirkungen.
Bemerkungen
Verluste durch Windenergieanlagen (vgl. Korner-Nievergelt et al. 2018).
Großes Mausohr (Myotis myotis myotis (Borkhausen, 1797))
Rote Liste 2020 D: Ungefährdet (*)
Rote Liste 2009 D: Vorwarnliste (V)
Rote Liste NRW: Stark gefährdet (2)
Aktuell im Bestand häufig, im kurzfristigen Trend deutliche Zunahme, langfristig starker Rückgang
Risiko: Verstärkte indirekte Einwirkungen. Verstärkte direkte Einwirkungen.
Bemerkungen
Durch naturnähere Forstbewirtschaftung ist zukünftig mit dem Verlust hallenwaldartiger Bestände zu rechnen, die als Jagdhabitate der Art große Bedeutung haben (C. Harbusch, mündl. Mitt.). Zunehmende Eutrophierung führt außerdem zum verstärkten Aufkommen von Brombeerbeständen (Rubus spp.) in Wäldern, was ebenfalls die von der Art als Jagdgebiete nutzbaren Flächen verringert.
Die Art zeigte eine deutliche Arealausweitung in zwischenzeitlich verwaiste Gebiete. Neugründungen von Kolonien sind kaum zu beobachten, dagegen werden vereinzelt Quartieraufgaben festgestellt, entweder infolge thermischer Sanierungen von Gebäuden oder weil Gebäude nicht mehr vom Menschen genutzt und demzufolge nicht mehr geheizt werden.
Kleinabendsegler (Nyctalus leisleri (Kuhl, 1817))
Rote Liste 2020 D: Daten unzureichend (D)
Rote Liste 2009 D: Daten unzureichend (D)
Rote Liste NRW: Vorwarnliste (V)
Aktuell im Bestand selten, im kurzfristigen Trend deutliche Zunahme, langfristig Daten ungenügend
Bemerkungen
Verluste durch Windenergieanlagen (vgl. Korner-Nievergelt et al. 2018, Lindemann et al. 2018).
Kleine Bartfledermaus (Myotis mystacinus (Kuhl, 1817))
Rote Liste 2020 D: Ungefährdet (*)
Rote Liste 2009 D: Vorwarnliste (V)
Rote Liste NRW: Gefährdet (3)
Aktuell im Bestand mäßig häufig, im kurzfristigen Trend stabil, langfristig mäßiger Rückgang
Bemerkungen
Die Zunahme in Winterquartieren deutet auf eine stabilisierte Bestandssituation. Der Kenntnisstand zum kurzfristigen Bestandstrend hat sich verbessert.
Kleine Hufeisennase (Rhinolophus hipposideros (Bechstein, 1800))
Rote Liste 2020 D: Stark gefährdet (2)
Rote Liste 2009 D: Vom Aussterben bedroht (1)
Rote Liste NRW: Ausgestorben oder verschollen (0)
Aktuell im Bestand sehr selten, im kurzfristigen Trend stabil, langfristig sehr starker Rückgang
Risiko: Verstärkte indirekte Einwirkungen. Verstärkte direkte Einwirkungen.
Bemerkungen
Bei der Kleinen Hufeisennase hat sich herausgestellt, dass in Europa zwei Formen mit unterschiedlicher Chromosomenzahl auftreten, bei denen es sich auch um verschiedene Arten handeln könnte (Volleth et al. 2013). Die Ergebnisse beruhen noch auf einer geri
Gefährdung durch Gebäudesanierungen und Verlust (Verschluss) von Winterquartieren. Trotz ihrer Seltenheit und der Beschränkung der Vorkommen auf wenige Bundesländer (Bayern, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen) kann inzwischen von gesicherten Teilbeständen ausgegangen werden.
Die Verantwortlichkeitseinschätzung in der letzten Roten Liste (Meinig et al. 2009) beruhte auf der Einschätzung der IUCN, nach der die Art 1996 als „Vulnerable“ eingestuft war. Heute ist die Art als „Least Concern“ eingestuft (Taylor 2016). Möglicherweise besteht aber aufgrund der oben beschriebenen genetischen Besonderheiten dennoch eine erhöhte Verantwortlichkeit.
Langflügelfledermaus (Miniopterus schreibersii (Kuhl, 1817))
Rote Liste 2020 D: Ausgestorben oder verschollen (0)
Rote Liste 2009 D: Ausgestorben oder verschollen (0)
Rote Liste NRW: Nicht etabliert (–)
Aktuell im Bestand extrem selten
Mopsfledermaus (Barbastella barbastellus barbastellus (Schreber, 1774))
Rote Liste 2020 D: Stark gefährdet (2)
Rote Liste 2009 D: Stark gefährdet (2)
Rote Liste NRW: Vom Aussterben bedroht (1)
Aktuell im Bestand sehr selten, im kurzfristigen Trend stabil, langfristig sehr starker Rückgang
Bemerkungen
Deutliche Arealausweitung mit steigender Anzahl überwinternder Tiere. Der kurzfristige Bestandstrend überschreitet aber bisher nicht die Schwelle zu einer deutlichen Zunahme.
Mückenfledermaus (Pipistrellus pygmaeus (Leach, 1825))
Rote Liste 2020 D: Ungefährdet (*)
Rote Liste 2009 D: Daten unzureichend (D)
Rote Liste NRW: Daten unzureichend (D)
Aktuell im Bestand mäßig häufig, im kurzfristigen Trend deutliche Zunahme, langfristig Daten ungenügend
Bemerkungen
Für eine Einschätzung der Mückenfledermaus, die erst seit ca. 25 Jahren von der Zwergfledermaus unterschieden wird und für die in der letzten Roten Liste noch keine differenzierte Einschätzung möglich war, liegen inzwischen ausreichend Angaben vor, um ihre Gefährdung zu beurteilen. Die Art ist in Deutschland sehr ungleichmäßig verbreitet. Sie tritt im östlichen Schleswig-Holstein regelmäßig und häufig auf, fehlt hingegen an der Westküste (Borkenhagen 2011). In Brandenburg (Schmidt 2016) und Mecklenburg-Vorpommern (Wuntke 2017) nehmen die Bestände zu.
Nordfledermaus (Eptesicus nilssonii (Keyserling & Blasius, 1839))
Rote Liste 2020 D: Gefährdet (3)
Rote Liste 2009 D: Gefährdung unbekannten Ausmaßes (G)
Rote Liste NRW: Vom Aussterben bedroht (1)
Aktuell im Bestand selten, im kurzfristigen Trend stabil, langfristig Daten ungenügend
Risiko: Verstärkte indirekte Einwirkungen.
Bemerkungen
Gefährdung durch Klimawandel (Behrens et al. 2009) und damit einhergehende verstärkte Konkurrenz mit der Breitflügelfledermaus in voneinander isolierten Vorkommensgebieten.
Die im Vergleich zu 2009 präzisierte Gefährdungskategorie (damals Kategorie G, jetzt Kategorie 3) ergibt sich aus einer Detailänderung im Einstufungsschema des BfN.
Nymphenfledermaus (Myotis alcathoe von Helversen & Heller, 2001)
Rote Liste 2020 D: Vom Aussterben bedroht (1)
Rote Liste 2009 D: Vom Aussterben bedroht (1)
Rote Liste NRW: Nicht etabliert (–)
Aktuell im Bestand sehr selten, im kurzfristigen Trend mäßige Abnahme, langfristig Rückgang, im Ausmaß unbekannt
Risiko: Verstärkte direkte Einwirkungen. Verstärkte indirekte Einwirkungen.
Bemerkungen
Die Art ist eine Urwaldreliktart, die durch Holzeinschlag in ihren isolierten Vorkommensgebieten einem besonderen Risiko ausgesetzt ist.
Rauhautfledermaus (Pipistrellus nathusii (Keyserling & Blasius, 1839))
Rote Liste 2020 D: Ungefährdet (*)
Rote Liste 2009 D: Ungefährdet (*)
Rote Liste NRW: Extrem selten (R)
Aktuell im Bestand häufig, im kurzfristigen Trend stabil, langfristig Daten ungenügend
Risiko: Verstärkte direkte Einwirkungen.
Bemerkungen
Verluste durch Windenergieanlagen (Arnett et al. 2016, Dürr 2017).
Teichfledermaus (Myotis dasycneme (Boie, 1825))
Rote Liste 2020 D: Gefährdung unbekannten Ausmaßes (G)
Rote Liste 2009 D: Daten unzureichend (D)
Rote Liste NRW: Gefährdung unbekannten Ausmaßes (G)
Aktuell im Bestand sehr selten, im kurzfristigen Trend Abnahme, im Ausmaß unbekannt, langfristig Daten ungenügend
Bemerkungen
Die Verantwortlichkeitsbewertung in der letzten Roten Liste (Meinig et al. 2009) beruhte auf der Einschätzung der IUCN, nach der die Art 1996 als „Vulnerable“ eingestuft war. Heute ist die Art als „Near Threatened“ eingestuft (Piraccini 2016), was zu keiner erhöhten Verantwortlichkeit führt (vgl. Gruttke et al. 2004).
Wasserfledermaus (Myotis daubentonii (Kuhl, 1817))
Rote Liste 2020 D: Ungefährdet (*)
Rote Liste 2009 D: Ungefährdet (*)
Rote Liste NRW: Gefährdung unbekannten Ausmaßes (G)
Aktuell im Bestand häufig, im kurzfristigen Trend stabil, langfristig starker Rückgang
Weißrandfledermaus (Pipistrellus kuhlii (Kuhl, 1817))
Rote Liste 2020 D: Ungefährdet (*)
Rote Liste 2009 D: Ungefährdet (*)
Rote Liste NRW: Nicht etabliert (–)
Aktuell im Bestand selten, im kurzfristigen Trend deutliche Zunahme, langfristig stabil
Bemerkungen
Die Art schien bisher auf Baden-Württemberg und Bayern beschränkt, inzwischen gelangen Nachweise durch Bioakustik und Fang in Dresden (Sachsen), weitere Vorkommen in diesem Bundesland werden vermutet (Schubert et al. 2019). Auch aus Schleswig-Holstein liegen Rufaufnahmen der Weißrandfledermaus vor (Siemers et al. 2019).
Wimperfledermaus (Myotis emarginatus (E. Geoffroy, 1806))
Rote Liste 2020 D: Stark gefährdet (2)
Rote Liste 2009 D: Stark gefährdet (2)
Rote Liste NRW: Stark gefährdet (2)
Aktuell im Bestand sehr selten, im kurzfristigen Trend deutliche Zunahme, langfristig starker Rückgang
Risiko: Verstärkte direkte Einwirkungen. Verstärkte indirekte Einwirkungen.
Bemerkungen
Verlust von Quartieren und Verringerung des Nahrungsangebotes – ähnlich wie bei der Kleinen Hufeisennase (Rhinolophus hipposideros).
Durch gezielte Nachsuche hat sich die Anzahl bekannter Wochenstubenkolonien in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz erhöht (Steck & Brinkmann 2015, Gessner & Blug 2017, Blug & Wissing 2018). Auch die Anzahl der in Höhlen und Stollen in der Pfalz überwinternden Tiere ist stetig angestiegen (von 10 im Winter 1991/92 auf 620 im Winter 2017/18, Blug & Wissing 2018). Möglicherweise profitiert die wärmeliebende Art von der Klimaerwärmung.
Zweifarbfledermaus (Vespertilio murinus Linné, 1758)
Rote Liste 2020 D: Daten unzureichend (D)
Rote Liste 2009 D: Daten unzureichend (D)
Rote Liste NRW: Extrem selten (R)
Aktuell im Bestand unbekannt, im kurzfristigen Trend stabil, langfristig Daten ungenügend
Zwergfledermaus (Pipistrellus pipistrellus (Schreber, 1774))
Rote Liste 2020 D: Ungefährdet (*)
Rote Liste 2009 D: Ungefährdet (*)
Rote Liste NRW: Ungefährdet (*)
Aktuell im Bestand sehr häufig, im kurzfristigen Trend stabil, langfristig starker Rückgang
Bemerkungen
Verlust von Quartieren durch thermische Sanierung von Gebäuden.